213
Freiheit aufgehoben, eine strengere berwachung der Universitten angeordnet und die Burschenschaften und Turnvereine auf -gehoben. Der Turnvater" Jahn wnrde verhastet, Arndt, damals Professor an der Universitt Bonn, mute seine Lehrttigkeit einstellen, Grres flchtete nach der Schweiz.
2. Italien, Spanien und Portugal. Mit Napoleon war auch sein Schwager Mnrat als König von Neapel gestrzt; die alte Knigsfanulie kehrte in das Land zurck, und Ferdinand I. bestieg als König beider Sizilien" (von Neapel und Sizilien) den Thron. Als eine politische Partei, die Karbonari, d. i. Khler, die Einfhrung einer freiheitlichen Verfassung und den italienischen Einheitsstaat erstrebten, kam es zu einem Ausstnde. Der König mute flchten, doch Osterreich stellte im Nomen der Gromchte die Ruhe wieder her.
In Spanien hob der König Ferdinand Vii., der nach Napoleons Sturze in sein Land zurckgekehrt war, die freisinnige Verfassung aus, die die Cortes dem Lande gegeben hatten, weil sie mit ihren Grundshen zu dem kirchlichen Sinne und der Vergangenheit des Volkes in mannigfachem Wider-spruch stand. Tie absolute Monarchie wurde wiederhergestellt. Die Anhnger der Konstitution erregten einen Aufstand, der jedoch mit Hilfe des Auslandes niedergeschlagen wurde.
Die Zeit dieser Wirren benutzten die spanischen Kolonien in Amerika, um ihre Unabhngigkeit vom Mutterlande zu erhalten. Der langwierige Krieg, der dieserhalb zwischen Amerika und Spanien entstand, endigte mit der vollstndigen Lostrennung Mexikos und der neugebildeten sdamerikanischen Republiken von dem Mittterlande. Nur Euba und Portoriko blieben bei Spanien, bis sie 1898 an die Vereinigten Staaten von Amerika fielen.
Auch nach Portugal kehrte der vertriebene König Johann Vi. aus Brasilien zurck und beschwor die inzwischen eingefhrte neue Verfassung. Als Brasilien die gleichen Rechte verweigert wurden, trennte es sich von Portugal und whlte den portugiesischen Prinzen Dom Pedro zum Kaiser, dessen Nachfolger 1889 vertrieben wurde; seit dieser Zeit ist Brasilien eine Republik.
3 Der griechische Befreiungskrieg 1821 1829. Whreud' es
sich in den genannten Staaten um innere Verfassungsstreitigkeiten handelte, hatte der Ausstand der Griechen im Jahre 1821 den Zweck, das Land von dem drckenden Joche der Trken zu befreien. Die Griechen fanden Teilnahme und Untersttzung in ganz Europa; zahlreiche Freiwillige vereinigten sich mit den griechischen Freiheitskmpfern, die Griechenlieder" des Dichters Wilhelm Mller erklaugen in ganz Deutschland, und auch Englands grter Dichter, der Lord Byron, eilte zu den griechischen Fahnen.
Die Trken schlugen den Ausstand blutig nieder, der heldenmtige Alexander Y p s i l a n t i, der Fhrer der Griechen, mute sich auf sterreichisches Gebiet flchten, die tapfer verteidigte Festung Missvlunghi wurde mit Sturm genommen, und Tauscnde von abgeschnittenen Ohren schickte der Pascha
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Extrahierte Personennamen: Jahn Arndt Napoleon Ferdinand_I. Ferdinand Napoleons Euba Johann Pedro Wilhelm_Mller Wilhelm Alexander_Y Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Bonn Italien Spanien Portugal Neapel Sizilien Neapel Sizilien Karbonari Osterreich Spanien Napoleons Amerika Amerika Spanien Mexikos Spanien Amerika Portugal Brasilien Brasilien Portugal Brasilien Europa Deutschland Englands
Iv. Die Genesis der Reformation.
117
c) Die Kirche und die Staaten in der zweiten Hälfte des
15. Jh. Während die deutsche Kirche also der päpstlichen Herrschaft wieder ausgeliefert war, gelang es England, Frankreich und Spanien von der Kurie ziemlich unabhängige Landeskirchen zu gründen. Das geschah in England nach älteren Anfängen besonders durch Eduard Iii., in Frankreich unter Karl Vh. (§ 85). In Spanien wurde durch Ferdinand und Isabella die Staatskirche errichtet und eine Restauration des Katholizismus herbeigeführt (§ 88).
Was Italien angeht, so bedeutete in diesem Lande das Papsttum etwas anderes als in ändern Ländern: die Päpste waren italienische Territorialfürsten, ihr Fürstentum für sie die Quelle, aus der sie ihren Verwandten Macht verschafften. Im Papsttum sahen viele Italiener den Vertreter der Einheit der Nation, auch wenn auf dem Stuhle Petri ein Alexander Vi. (Kardinal Borgia) saß (1492 — 1503). Kein Wunder also, wenn die begeisterten Büßpredigten Girolamo Savonarolas in Florenz nur für kurze Zeit Hörer fanden und er (1498) verbrannt wurde. Auf Alexander Vi. folgte der kriegerische und kunstsinnige Julius Ii. ( — 1513), auf diesen Leo X. (Giovanni de’ Medici) (—1521).
Wenn also eine Erhebung gegen die Papstkirche erfolgte, so konnte das nur in Deutsch land-geschehen. Hier aber mußte ein solches Ereignis, ganz abgesehen von den rein religiösen Ursachen (§ 100), schon deshalb eintreten, weil die Kirche trotz den in ihr bestehenden Schäden, fortgesetzt den Anspruch erhob alles Kulturleben zu beherrschen. Nun aber stand die deutsche Kultur am Ausgange des 15. Jh. in Handel und Gewerbe, in Kunst und Kunsthandwerk, in Wissenschaft und Technik gerade recht hoch. Dieser entwickelten Kultur mußten die Machtansprüche der Kirche unerträglich sein. Auf den meisten der zahlreichen Universitäten1, die im Grunde nahezu kirchliche Anstalten waren, wurde ein neuer Geist, eine neue Bildung heimisch.
1) Im 14. Jh. -wurden gegründet Prag, Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt; am Anfänge des 15. Jh. Leipzig und Eostock; in der zweiten Hälfte des 15. Jh. Greifswald, Freiburg, Basel, Ingolstadt, Trier, Mainz, Tübingen.
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Iii Eduard Karl_Vh Karl Ferdinand Isabella Alexander Girolamo_Savonarolas Alexander_Vi Alexander Julius_Ii Leo_X Leo Giovanni_de’_Medici
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Spanien England Frankreich Spanien Italien Florenz Prag Wien Heidelberg Erfurt Greifswald Freiburg Basel Ingolstadt Trier Mainz
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Dahmrn Ferdinand_Hirt Ferdinand
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Dechmen Ferdinand_Hirt Ferdinand
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Dahmen Karls Ferdinand_Hirt Ferdinand
178 Kap. 150. Ohnmacht des deutschen Reiches. Polnischer Erbfolgekrieg.
des Evangeliums unter den Heiden, die von Missionsgesellschaften unternommen wurde.
Jakob Spener, geb. 1635 in Rappoldsweiler, Oberhofprediger in Dresden und dann Propst in Berlin, war Stifter der collegia pietatis, durch welche er, wie durch seine ganze Thtigkcit, die evangelische Theologie von dem Weg der bloen einseitigen Be-griffszergliederungen auf den fruchtbaren biblisch-practischen Weg der Reformatoren zu-rckzufhren suchte.
August Hermann Tranke, geb. 1663, gest. 1727, Spener's vielbegabter Nachfolger im Wirken fr biblisch-protestantisches Christentum, war die Seele der theologischen Facultt an der damals neugestifteten Universitt Halle und Grnder des groen, weithin segensreich wirkenden hallischen Waisenhauses und der damit verbun-denen Stiftungen, insbesondere auch der hallischen Mission.
Nic. Ludwig Graf von Zinzendorf, geb. 1700, gest. 1760, war der Grnder der aus den mhrischen und bhmischen Brdern hervorgegangenen und in Herrnhut 1722 errichteten Erneuerten Evangelischen Brd er-Unitt", welche, an die augs-burgische Konfession sich anschlieend, sich eine eigene Verfassung gab und sich durch ihre aufopfernde Thtigkeit im Missionsdi enst auszeichnete.
In England und in Nordamerika haben durch Wesley und Whitefield her-vorgerufene religise Bewegungen ebenfalls einen Heilfamen Rckeinflu auf die Kirche - gehabt.
(10.) Die politische Ohnmacht des deutschen Reiches wurde durch die Selbstsucht und Uneinigkeit der Reichsgli'eder gemehrt, indem die meisten, nur auf ihren Vizriheil bedacht, die Pflicht gegen den Kaiser und das Reich aus den Augen setzten und bei eintretender Gefahr sich zur Hlfe so langsam und trge zeigten, da gewhnlich Verlust und Schmach das
Ende der Unternehmung war.
Doch mehrte sich in dieser Zeit die Hausmacht Oesterreichs durch einen glck-lichen Krieg mit der Pforte. Der Carlowitzer Waffenstillstand (K. 147, 1) war nmlich in einen Frieden auf weitere 30 Jahre verwandelt worden. Diesen Frieden aber brachen die Trken, um den Venetianern Morea wieder zu entreien. Daher er-neuerte sich der Krieg 1714 auch mit Oesterreich, das aber durch die Siege des Prinzen Eugen bei Peterwardein und Belg rad und durch die Eroberung des letzteren die Trken 1718 zum Fried en von Passarowitz zwang, durch welchen das Banat von Temeswar, ganz Serbien, ein Theil von Bosnien, Croa-tien und die Walachei an Oesterreich kam. Whrend dieses Trkenkrieges wurde Oesterreich von Spanien (unter Philipp Y.) angegriffen, das sich wieder den Besitz von Sardinien und Sicilien verschaffen wollte; allein die Qu adru p el-Al Ii anz von Oesterreich, England, Frankreich und Holland zwang Spanien, davon ab-zustehen; doch erhielt letzteres die Anwartschaft auf Parma, Piacenza und Toscana, wogegen Oesterreich von Savoyen Sicilien fr Sardinien eintauschte. (11.) Nach einem 13jhrigen europischen Frieden veranlate der Tod August's Ii. von Polen und die strittige Wahl seines Sohnes August Iii. 1733 den polnischen Erbfolgekrieg, der dem Kaiser Karl Vi. im Frieden von Wien 1738 Neapel und Sicilien und dem deutschen Reiche Lothrin-gen kostete. . xtttx
Die eine Partei in Polen berief auf Betrieb Frankreichs (Ludwig Xv.) Stanislaus Lescinsky wieder zum Thron; die andere, vom Kaiser und von Ru-land untersttzte Partei, whlte August Iii. und vertrieb Stanislaus wieder. Daher lie Ludwig Xv. (im Bunde mit Spanien) Lothringen und die kaiserlichen Lande in Italien besetzen. Der Kaiser aber sah sich aus Mangel an Mitteln zu jenem ungnstigen Frieden genthigt, worin er Lothringen als Lehen fr Stanis-laus und nach dem Tode an Frankreich als Eigenthum berlassen, Neapel und Sicilien aber an die spanischen Bourbonen abtreten und dafr mit Parma und Piacenza sich begngen mute. Der Herzog von Lothringen Franz Stephan, des Kaisers Schwiegersohn, wurde mit Toscana entschdigt.
Fr so groe Opfer erhielt Karl Vi. von jenen Mchten die Anerken-nung der sogenannten pragmatischen Sanction, d. i. des von ihm auf-
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Extrahierte Personennamen: Jakob_Spener August Hermann_Tranke Ludwig_Graf_von_Zinzendorf Ludwig Wesley Eugen Philipp_Y. Philipp August Karl_Vi Karl Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Stanislaus_Lescinsky August Stanislaus Ludwig_Xv. Franz_Stephan Franz Karl_Vi Karl
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Berlin Herrnhut England Nordamerika Oesterreich Temeswar Serbien Bosnien Oesterreich Spanien Sardinien Sicilien Oesterreich England Frankreich Holland Spanien Piacenza Oesterreich Savoyen_Sicilien Sardinien Polen Wien Neapel Sicilien Polen Frankreichs Spanien Lothringen Italien Lothringen Frankreich Neapel Sicilien Piacenza Lothringen
67
3
richtsbarkeit ausdehnte, gründete 1253 auf den Rat seines Kaplans Robert von Sorbon eine Bildungsanstalt für Weltgeistliche, die Sorbonne (dieser Name ging später auf die theologische Fakultas der Pariser Universität über), und gestattete den Städten (1262) Zutritt zu den Reichstagen.v.die Erwerbung beider Sizilien durch seinen Bruder Karl von Anjon (s. S. 71) verlieh'frankreich großen Einfluß auf Italien und die Angelegenheiten des Papstes. (Die beiden Kreuzzüge Ludwigs Ix s. § 20. ^.Ludwig Ix, wegen seines tugendhafteil Wandels, der H e i l i g e zugenannt, hmter-ließ zwei Söhne, Philipp, der ihm auf dem Trou folgte, und den Grafen Robert von Clermont, den Stammvater der Bourbonen, die 1589 den französischen Tron bestiegen.
Iii. England (S. 24) non der Thronbesteigung Egberts bis )nr Troubesteiguug Eduards I aus dem Hanse Litton oder Plantagen^ 827—1272.
§ 23. Die Könige aus dem angelsächsischen und dänischen Kanse,
837-1066.
Die sieben von den Angelsachsen in Britannien gegründeten Reiche wurden 827 durch den König von Westser.
Egbert (827—836), zu einem Ganzen verbunden und dem neuen Reiche, in welchem das Christentum die weiteste Verbreitung fand, der Name En glaub gegeben.
Unter Egberts Sohn
Ethelwolf (836—858), noch mehr aber unter dessen Söhnen und Nachfolgern
Ethcbald (858—860), Ethelbert (860- 866) und Ethelred I (866— 871) war der Bestand des Reiches durch die Dänen sehr gefährdet, aber Ethel-wolfs vierter Sohn, a ; ' 1
Alfred der Große (871—901), besiegte dieselben (880) bei Edingtön und beschränkte ihre Besitzuugeu auf North umberland nrd Ostangeln. Seine rastlose Sorge für die Wiederherstellung und neue Ordnung"^es Reiches, für Heer und Flotte, für Kirche, Bildung und Wissenschaft hat ihm den ehrenden Beinahmen des Großen erworben.
Unter Alfreds nächsten Nachfolgern (Eduard I, 901—924, 211 Hel st an, 924—940, Edmund, 940—946, Edred, 946—955, Edwin 955—959, Edgar I, 959—975, und Eduard Ii, 975—978), erneuerten die Dänen ihre Ranbanfälle. Ednards Ii Sohn
Ethelred Ii (978—1016) suchte durch die Ermordung aller im Lande sich aushaltenden Dänen (Dänen-Blutbad am 13. Nov. 1002) neuen Einfällen zu begegnen, mußte aber vor der Rache des Dänenkönigs Sven zu seinem Schwiegervater nach der Normandie entfliehen. Von dort kehrte er nack <Lvens Tod (1014) zurück, allein sein Sohn
Edmund Ii Jronside (d. i. Eisenseite) mußte 1013 mit Svens Sohn Knut teilen, und dieser bemächtigte sich nach Edmunds Ermordung des ganzen Landes (1016).
5*
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Extrahierte Personennamen: Robert_von_Sorbon Karl_von_Anjon Karl Ludwigs Philipp Philipp Robert_von_Clermont Egberts Eduards_I Eduards Egbert_( Ethelwolf Eduard_I Eduard Edwin_955—959 Edgar_I Eduard_Ii Eduard Knut
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Extrahierte Personennamen: Grochow Grochof Guastalla Guicciardini Guizot Gyulai Halley Harwey Havana Hawkins Heath Hitsh Hedjas Hemsterhuis Herrera Ohsch
Hoqarth William Pieter Piter_Host Hugo David) David Hyder_Ali Jaques_Clement Jarnac Jaroslaw Jassy Jean Jeanne_d’Arc Jesserson_Davis Indiana Jßla Etienne John Johnson Andrew Mlljäm_Dhsons Jordaens Iousfroy Iowa Jules_Favre Jvry Kemeny Kenneth Korsakow Kossuth Keup
^Kleine
Landetsgeographie.
Cin Mmm für dm gevuown Werrw
an
Handelsschulen, Landwirtschaftsschulen und verwandten
Lehranstalten.
Bearbeitet
von
<Bmil Rasche,
Schuldirektor.
Mit Ä Karten: Melttelegraphenlittien.
Fünfte, vermehrte und verbesserte Auflage.
Ferdinand Hirt,
Königliche Universität^- und Verlags-Buchhandlung.
Breslau, 1896.
Alle Rechte vorbehalten.
Qurt t&y.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Hirt Ferdinand
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i
Als nach Heinrichs Iv. Ermordung Sulli aus seiner Stellung ent-
fernt wurde und die Regierung einer Regentschaft zufiel, da brachen in-
nere Unruhen aus und die Großen suchten die ihnen entrissenen Freiheiten
und Rechte wieder zu erwerben. Richelieu erfocht der Krone einen
glänzenden Sieg, aber die Schöpfungen Heinrichs Iv. in Handel und
Wandel gingen in dem schweren Streite zurück. Man hatte, um sich
für die außerordentlichen Ausgaben Geld zu verschaffen, neue Binnen-
und Ausfuhrzölle eingeführt, sowie das unselige System der Steuerpach-
tungen hergestellt. Der kaum gehobene Ackerbau sank tiefer als je, bei
der übermäßigen Steuerlast gingen die meisten industriellen Unternehmun-
gen ein und die Schifffahrt wurde durch Freibeuter beunruhigt.
Die Franzosen waren schon unter Ludwig Xi. und Karl Viii. in
Hinsicht auf Politik und diplomatische Künste die Schüler der Italiener.
Unter Ludwig Xii. suchten sie auch den Unterricht der alten Sprachen
und der in Italien blühenden Wissenschaften in Frankreich zu begründen.
In den Rechts sch ulen von Bo urges, Orleans und Dijon wur-
den die klassischen Studien mit dem Studium des römischen Rechtes
verbunden. Ludwig Xii. bereicherte Paris mit der Beute Italiens
und zog Gelehrte und Künstler dahin. Er rief den Griechen Johann
Laskaris nach Frankreich, sowie den Italiener Paulus Aemilius,
welcher die Geschichte Frankreichs in elegantem Latein schrieb. Pierre
Düchatel oder Petrus Ca stellanuß wurde der Gründer des griechi-
schen Unterrichts in Frankreich. Diesem Manne verdankt Franz I. den
Ruhm, Paris zum Sitz der Alterthumswiffenschaft gemacht und in seiner
Hauptstadt alle Hülfsmittel der Geistesbildung vereinigt zu haben. Die
Bekanntschaft mit Italien, wo Fürsten und Päpste darin ihren Ruhm
suchten, daß sie Beschützer der Wissenschaft und Kunst hießen, bewog
Franz I., Dichter und Männer von Geschmack um sich zu versammeln.
Düchatel gab ihm den Rath, neben der scholastischen Universität zu Paris
eine neue königliche Anstalt für diejenigen Wissenschaften zu gründen, die
man im Mittelalter nicht gekannt hatte. Der König ging auf diesen
Vorschlag ein und stellte 1530 vier Professoren für das Griechische und
Hebräische in Paris an, denen dann, um das Mönchslatein zu ver-
drängen, ein Professor der lateinischen Beredtsamkeit hinzugefügt wurde.
Später errichtete man noch drei Professuren, für Mathematik, für römi-
sche Philosophie und für Arzneiwissenschaft. Mit der Wiederbelebung der
Wissenschaften erfuhr auch die Medicin im fünfzehnten und sechzehnten
Jahrhundert eine Reformation. Diese wurde hervorgerufen durch das
erneuerte Studium der Schriften deß Hippokrates, durch die Wie-
derbelebung des Beobachtungsstudiums in den Naturwissen-
schaften überhaupt und der Medicin insbesondere, durch die Neu-
begründung der Anatomie. Die Heilkunde wurde in der ersten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts auf die Bahn zurückgeführt, von
welcher sie durch den Aberwitz der Scholastiker abgelenkt worden war,
auf die Bahn der Beobachtung und Erfahrung. Die Stiftung deß
Collège de France durch Franz I. (1530) rief auch in Frankreich einen
lebhaften Eifer für die Anatomie hervor. Als die ersten dieser französi-
lchen Anatomen sind Vidus Vidius aus Florenz und Winther von
Andernach zu nennen. Sie waren die Lehrer von Andreas Vesaliuß,
Die gelehrte
Bildung.
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TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Sulli Richelieu Heinrichs Ludwig_Xi Ludwig Karl_Viii Karl Ludwig_Xii Ludwig Ludwig_Xii Ludwig Johann Paulus_Aemilius Pierre
Düchatel Petrus_Ca Franz_I. Franz_I. Franz_I. Franz_I. Andreas_Vesaliuß
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Dijon Paris Italiens Frankreich Frankreichs Frankreich Paris Italien Paris Paris Frankreich Florenz Andernach